Haus an Haus
Eine Untersuchung des Zuhause-Gefühls ab acht Jahren in Kooperation mit Oper Dynamo West (Berlin)
Was brauchst du, um dich zuhause zu fühlen? Den Geruch der Creme deines Vaters? Die Geräusche eures Hauses in der Nacht? Oder die richtige Mischung aus Chaos und Ordnung in deinem Zimmer?
Alle kennen das Bild vom Häuschen mit rotem Spitzdach, dem qualmenden Schornstein darauf und einem Baum daneben. Unsere persönliche Deutung von Zuhause aber ist individuell verschieden und beschränkt sich nicht nur auf vier Wände und eine Tür. Es gibt viele Arten und Möglichkeiten, an einem Ort oder bei bestimmten Menschen zuhause zu sein. Diese Ideen haben wir in Zusammenarbeit mit Schülern aus Hildesheim gesammelt und erforscht. Daraus ist ein Theaterstück für Kinder und Erwachsene entstanden, das Möglichkeiten von Zuhause nachbaut, wieder einreißt und gemeinsam mit dem Publikum neu zusammensetzt.
HAUS AN HAUS untersucht das Spannungsverhältnis zwischen kollektivem Bild und privater Erfahrung von Zuhause.
Ausgangspunkte für die Stückentwicklung sind die Fragen, was ein Zuhause sein kann, wie das eigene aussieht und wie es aussehen sollte, könnte man darüber bestimmen. THEATER KORMORAN forscht dazu gemeinsam mit Kindern aus Hildesheim und setzt sich mit ihren Bildern und Vorstellungen von dem scheinbar allgemein gültigen Bild von Zuhause auseinander.
Auch die Aufführungen selbst wollen die Zuschauer dazu anregen, sich mit ihren eigenen Vorstellungen vom Zuhause auseinander zusetzen. Bühnengeschehen und Interaktion wechseln einander ab und laden das Publikum dazu ein, sich aktiv am Geschehen zu beteiligen. Mit Ende der Vorstellung wird diese Auseinandersetzung nicht aufhören, denn jedes Kind bekommt eine Materialmappe zum Forschungsgegenstand Zuhause, die es zu eben jenem Ort mitnimmt. Nach dem Theaterbesuch kann es dann die Mappe mit seinen Bildern, Texten und Recherchen füllen und so seine ganz eigene Vision vom Zuhause kreieren.
THEATER KORMORAN arbeitet für diese Produktion erstmals mit der Regisseurin Franziska Seeberg zusammen. Seit der Beendigung ihres Studiums der Musiktheater- und Medienregie an der Musikhochschule „Hanns Eisler“ in Berlin arbeitet sie als freischaffende Regisseurin für Theater und Festivals. 2005 gründete sie gemeinsam mit Kollegen die Gruppe OPER DYNAMO WEST. Ihre letzte Produktion, „AMAZONAS – Eine phonographische Anstrengung“, wurde im HAU3 des Theaters Hebbel am Ufer aufgeführt.
Den beiden Schauspielerinnen gelingt es, das Vertrauteste auf den Prüfstand zu stellen und Gedanken anzuregen über das Umfeld, das man für selbstverständlich hält. Über die Rituale, die genauso in Fleisch und Blut übergehen wie die Rollen, die einzelne Familienmitglieder im zeitgenössischen Patchwork spielen: die alte Tante, bei der es nach Kohlrouladen riecht, der selbstbewusste Vater, die neue Freundin des Vaters, die zornige Halbschwester.
(Hildesheimer Allgemeine Zeitung)
Das Stück nimmt die Lebenswelten der Jüngsten ernst, es versieht sie nicht mit einem Erklärbären oder stülpt ihm eine Moral über. Weil es das tut, regt das Gezeigte die Zuschauer an, den Ist-Zustand bewusst wahrzunehmen. Und ihn dann zu hinterfragen.
(DER TAGESSPIEGEL)
HAUS AN HAUS war eingeladen zur 12.Spurensuche, dem Arbeitstreffen der Freien Darstellenden Künste für ein junges Publikum.
HAUS AN HAUS entstand als Koproduktion mit dem Theaterhaus Hildesheim.
Spiel: Lisa Vera Schwabe & Sabine Stein
Regie: Franziska Seeberg
Raum und Gestaltung: Greta Hoheisel
Text: Julia Weingart
Musik: Jannis Kaffka
Kostüme: Soo Eun Lee
Dramaturgie und Produktionsleitung: Elisa Priester